Fünf Bücher lang spielten meine Geschichten hauptsächlich im Landkreis Wolfenbüttel, meiner alten Heimat. Mit meinem sechsten Buch, „Ihr letztes Stück“, wechselten dann Schauplatz und größtenteils das Personal. Meiner neuer Protagonist Mike Müller ermittelt seitdem in meiner Wahlheimat Bochum.
Die drei zentralen Orte in „Ihr letztes Stück“ liegen im Ehrenfeld. Rückzugsort der wichtigsten Figuren ist das erfundene Restaurant „Sommernachtstraum“ am Standort des seit weit über zwanzig Jahre lang geschlossenen „Alt Nürnberg“. Das Lokal führen Mikes Freunde Jutta und Helmut.
Mikes Detektei habe ich in eine Wohnung verfrachtet, in der ich Mitte der Neunziger drei Jahre lang wohnte: ein Eckhaus an der Kreuzung Hattinger Straße, Yorkstraße und Bessemer Straße, direkt über der „Pizzeria Pronto“. Zwei Etagen darüber liegt Mikes Wohnung, die er sich mit Alice teilt, zu Beginn des Buches Mitbewohnerin, Sekretärin und gelegentliche Bettgenossin, später feste Partnerin statt gelegentliche Bettgenossin. Liebe auf den dritten Blick.
Mord und Intrigen am Bochumer Schauspielhaus
Dreh- und Angelpunkt der Handlung ist das Schauspielhaus Bochum. Zunächst wird eine Theaterkritikerin brutal ermordet. Sie hat zuletzt alle Premieren verrissen. Sollte das etwa das Motiv sein? Die Kripo Bochum ermittelt. Beinahe zeitgleich verschwindet der Vater des Intendanten. Die Suche nach ihm führt den vom Intendanten beauftragten Mike Müller in die rechtsextreme Szene. Er landet unter anderem beim AfD-Ratsherren in Weitmar-Mark und beim früheren NPD-Funktionär in Wattenscheid.
Obwohl Mike mit der Suche ausgelastet ist (und die Sache mit Alice erfreulich schnell in Fahrt kommt), nimmt er einen weiteren Auftrag an: Der weibliche Star des Schauspielhauses verdächtigt den männlichen Star des Schauspielhauses (der zugleich ihr Lebensgefährte ist) des Fremdgehens. Beim Beschatten kreuzt Mike quer durch Bochum: Innenstadt, Stiepel, Kirchviertel – und kann bei all dem nicht verhindern, dass auch der Schauspieler verschwindet.
Bis zum Schluss darf der Leser gern rätseln, ob und wie die Fälle miteinander zu tun haben.
Lisas erste Leiche
So, nun folgt der obligatorische Auszug, in diesem Fall auch Sicht von Kriminaloberkommissarin Lisa Bertram, die es der Liebe wegen von Wolfenbüttel nach Bochum verschlagen hat:
Ihre erste Leiche in Bochum hatte Lisa sich anders vorgestellt. Ein im Suff erstochener Obdachloser? Ein erschossener Gangster? Aber nicht diese Frau, die in ihrer eigenen Wohnung an einen Balken gefesselt hing. Nackt. Dazu übersät mit Brandwunden.
Es stank nach verbranntem Fleisch und nach Fäkalien. Durch das Oberlicht drang spätabendliche Sonne in die Dachwohnung. Sie verlieh der bizarren Szene einen Hauch von Unwirklichkeit. Wer würde bei diesem herrlichen Wetter eine Frau zu Tode martern? Leider hatte sich irgendjemand nicht davon abbringen lassen.
Allerdings hatte dieser Jemand sein abscheuliches Verbrechen nicht bei spätabendlicher Sonne verübt, sondern nach Sonnenuntergang. Laut erster Einschätzung der Gerichtsmedizin war die Frau vor etwa achtzehn bis zwanzig Stunden gestorben, das hieß: gestern Abend zwischen einundzwanzig und dreiundzwanzig Uhr und damit weit nach Sonnenuntergang.
Mike und sein VfL
Anschließend hatte Leonie Gratz beinahe einen Tag lang unentdeckt an diesem dekorativ im Raum stehenden Balken gehangen. Gratz hatte allein in der über einhundert Quadratmeter großen Dachgeschosswohnung in der Brunsteinstraße unweit des Bochumer Hauptbahnhofs gelebt. Das wussten sie bereits, und dass Gratz als Journalistin für die Ruhrzeitung schrieb, der wichtigsten Tageszeitung im Ruhrgebiet. Sie leitete dort die Kulturredaktion und war in der Region recht bekannt. Sogar Henning, den kulturell neben seinem Fußballverein VfL Bochum allenfalls das Musical Starlight Express faszinierte, kannte ihren Namen.
Kriminaloberkommissarin Lisa Bertram und Kriminaloberkommissar Henning Schmitt, auch privat Lisas Partner, leiteten diesen Einsatz gemeinsam. Während die Polizeifotografin den schaurigen Fund- und nach ersten Erkenntnissen zugleich Tatort dokumentierte, waren vier Beamte in der Nachbarschaft unterwegs, um Zeugen zu suchen, und die Spurensicherung fahndete nach verwertbarem Material …
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