Die Risse durch unsere Gesellschaft werden zahlreicher, finde (nicht nur) ich. Streitigkeiten, vor allem in den sozialen Netzwerken, entzünden sich teils an bedeutenden Fragen wie dem Klimawandel oder den Kriegen in der Ukraine und im Gazastreifen, häufiger jedoch an kleineren Problemen.
Veganes Gendern ohne Mario Barth
Ich zähle mal ein paar Reizwörter auf, die viele von uns ruckzuck auf die Palme bringen: E‑Auto, vegan, Barth, Böhmermann, Gendern, Grüne, CDU, Hallervorden, Boomer, Kebekus, Nuhr, GenZ, Bargeld, Winnetou, Curry, Indianer, Farbschnitt, Dubai-Schokolade, Lektorat, Deutschlandfahne, kinderfreie Restaurants, Inhaltshinweise, Trinkgeld, Wehrdienst, Söder, Heidi Dingens von den Linken, Merz, Julia K, Arbeitszeit, Stadtbild.
Einmal bin ich auf Facebook in eine Diskussion über Pumuckl hineingeraten, also über die ursprüngliche Serie „Meister Eder und sein Pumuckl“. Dieses nur auf den ersten Blick harmlose Thema verdeutlicht besagten Riss sehr gut.
Alles bloß erfunden
Die einen nähern sich wie folgt dieser Serie: Erzählt wird die erfundene Geschichte eines erfundenen bayerischen Schreinermeisters, der in seiner erfundenen Schreinerwerkstatt vor sich hin (oder im Auftrag von erfundenen Kunden) werkelt und den außerhalb Bayerns niemand vollständig versteht.
Wirklich häufig werkelt er allerdings nicht, denn die meiste Zeit über unterhält sich dieser erfundene bayerische Schreinermeister mit einem erfundenen, gezeichneten Kobold, also einem Wesen aus einer gar nicht existierenden Welt, welches darüber hinaus, wie erwähnt, gezeichnet ist.
Allein diese Stimme
Während man den erfundenen bayerischen Schreinermeister außerhalb Bayerns kaum versteht, versteht man den Kobold sehr gut – was aber egal ist, denn die Stimme dieses Fabelwesens ist so furchtbar, dass ihm eh niemand zuhören mag, der bei klarem Verstand ist.
In der Hauptsache hecken der erfundene bayerische Schreinermeister und der erfundene, gezeichnete Kobold Streiche aus, die sie anderen erfundenen Personen aus dem Umfeld der erfundenen Schreinerwerkstatt spielen.
Okay, so viel dazu. Es dürfte deutlich geworden sein: Alles bloß erfunden.
Der Mann trinkt Bier
Die anderen gehen wie folgt an die Pumuckl-Angelegenheit heran: „Der Mann trinkt Bier. Im Kinderprogramm.“ Volles Rohr Empörung.
Da ich aus den oben aufgeführten Gründen nicht gerade viele Folgen von A bis Z gesehen habe und nichts vom Making-of weiß, kann ich nur vermuten, dass die Macher der Serie durchaus irgendwelche Gründe liefern könnten, warum Meister Eder sogar tagsüber Bier trinkt. Garantiert haben die meisten Erklärungsansätze mit der literarischen Vorlage, mit Bayern, mit Brauchtum und so zu tun. Was im Umkehrschluss bedeutet: Man hätte es auch weglassen können.
Pflicht? Nein.
Hat man aber nicht. Und nun müssen wir alle damit klarkommen, dass der Mann Bier trinkt. Wer nicht damit klarkommt, schaut sich die Serie halt nicht an – und zeigt sie nicht seinen Kindern. Es ist weder die einzige Serie für Kinder noch existiert eine Pflicht, sie anzuschauen. Gott sei dank existiert diese Pflicht nicht, siehe oben.
Was aber bleibt, das ist der nichtige Grund für einen aus meiner Sicht vollkommen überflüssigen Streit und einen weiteren Riss.
