Was Jan Böhmermann und Rosinen gemeinsam haben

27 Mai 2025

Man­che Dinge kann man nicht erklä­ren, sie gesche­hen ein­fach. Mir zum Bei­spiel wird jedes Mal schlecht, wenn ich ver­se­hent­lich auf eine Rosine beiße – oder wenn ich ver­se­hent­lich Jan Böh­mer­mann sehe. Frei­tags schalte ich nach der „Heute-Show“ sofort den Fern­se­her aus, aber dass er in der vier­ten „Dis­coun­ter“-Staf­fel plötz­lich an der Kasse steht, ahnte ich nicht. Es war schlimm. Wie gesagt, ich kann es nicht erklä­ren und ver­su­che es erst gar nicht. Es ist halt so: Von Rosi­nen und von Böh­mer­mann wird mir schlecht. Ich zolle allen gro­ßen Respekt, die bei­des bes­ser ver­tra­gen als ich.

Tom Werner – der neue Böhmermann

Da ich mit mei­nen Abnei­gun­gen häu­fig hau­sie­ren gehe, habe ich in mei­nem zwei­ten Bochum-Krimi, „Sein letz­ter Witz“, vor­sichts­hal­ber mit einem genia­len Kniff dafür gesorgt, dass nie­mand denkt, ich bringe im Buch Jan Böh­mer­mann um: Ich führe das Opfer im Klap­pen­text wie folgt ein: „Der erfolg­rei­che Sati­ri­ker und TV-Enter­tai­ner Tom Wer­ner – gefei­ert als der neue Jan Böh­mer­mann – reißt in sei­ner Show gern böse Witze und tram­pelt genüss­lich ande­ren Men­schen auf den Füßen herum. Wurde er des­halb in sei­ner Bochu­mer Hotel­suite ersto­chen und mit­hilfe einer Säge sei­ner bei­den Füße ent­le­digt?“

Damit dürfte allen Lesern klar sein, dass ich es eben nicht auf Jan B abge­se­hen habe, denn der dient bloß als Refe­renz für die Bedeu­tung von Tom Wer­ner.

Das dazu. Wie üblich, folgt nun ein Aus­zug aus „Sein letz­ter Witz“ – frei nach dem Motto: Pri­vat­de­tek­tiv Mike Mül­ler fin­det Ärger, ohne dass er danach gesucht hätte:

Ich schellte und lauschte dem hohen Ton der Klin­gel hin­ter­her, wie er lang­sam durchs Haus waberte. Ansons­ten geschah nichts. Ich klin­gelte ein zwei­tes Mal. Dabei fiel mein Blick auf die Ein­gangs­tür, die nicht geschlos­sen wirkte. Ich drückte sanft dage­gen, die Tür öff­nete sich geräusch­voll.

Irgendwie lag Ärger in der Luft

Irgend­wie lag Ärger in der Luft, meine Nacken­här­chen sträub­ten sich. Ich machte mich auf alles gefasst, nur nicht dar­auf, dass der Über­ra­schungs­ef­fekt auf mei­ner Seite war – nicht nach zwei­ma­li­gem Klin­geln und der lust­voll knar­zen­den Tür.

Wie in solch schma­len Häus­chen üblich, fand ich einen engen Flur vor, der lin­ker Hand von einer kur­ven­rei­chen Treppe zum ers­ten Stock domi­niert wurde. Rechts bau­mel­ten ein paar Jacken an der Gar­de­robe. Auf den ers­ten Blick ver­mochte ich nicht zu beur­tei­len, ob sie zu einer Per­son gehör­ten oder zu meh­re­ren. Neben der Gar­de­robe sah ich eine ver­schlos­sene Tür, die, das ver­riet mir ein klei­nes Schild in Augen­höhe, zum Gäste-WC führte. Sowohl die Tür dane­ben als auch die Tür gera­de­aus stan­den offen.

Geplant von Ludwig Mies von der Rohe

Küche und Wohn­zim­mer, ver­mu­tete ich, es sei denn, Lud­wig Mies von der Rohe oder ein ande­rer begna­de­ter Bau­haus­ar­chi­tekt hät­ten das Haus geplant und dabei alles auf den Kopf gestellt.

Die lei­sen Atem­ge­räu­sche kamen aus dem Raum gera­de­aus, dem ver­meint­li­chen Wohn­zim­mer.

Im Kopf ging ich ver­schie­dene Sze­na­rien durch, die ich alle­samt wie­der ver­warf. Ich ent­schied mich für die ein­fachste Lösung. „Hallo! Ist hier jemand? Poli­zei­ober­kom­mis­sar Michael Meyer. Uns wur­den ver­däch­tige Geräu­sche aus die­sem Haus gemel­det. Wir woll­ten der Sache nach­ge­hen.“ Das Erfin­den von aus­ge­fal­le­nen Tarn­na­men gehörte ein­deu­tig nicht zu mei­nen Kern­kom­pe­ten­zen.

Ich tas­tete mich ein paar Zen­ti­me­ter vor, die Ohren gespitzt wie Mr. Spock.

Und presste ihr ein Messer an die Kehle

Im Tür­rah­men zum Wohn­zim­mer tauch­ten zwei Gestal­ten auf. Eine Dame um die fünf­und­sech­zig und dahin­ter ein Typ Mitte zwan­zig mit blon­dem Haar­schopf und eini­gen Nar­ben im Gesicht. Er packte die Dame unsanft an den grauen Locken und presste ihr ein Mes­ser an die Kehle. Der irre Blick des Kerls erin­nerte mich fatal an Tom Wer­ners Blick am Beginn sei­ner Show.

Hier lief irgend­et­was mit Dro­gen. Ich tippte auf einen Raub­über­fall. Schmuck und Bar­geld, um damit Dro­gen zu kau­fen. Also das, was gemein­hin als Beschaf­fungs­kri­mi­na­li­tät durch die Medien geis­tert.

Was für ein schö­ner Zufall, dass ich mit­ten­rein geriet.

„Kei­nen Schritt wei­ter und Flos­sen hoch“, zischte der Jun­kie. „Oder die Alte hier fällt nie wie­der auf einen Enkel­trick rein.“

Bonnie und Clyde, umso besser

Die Augen sei­nes Opfers waren weit auf­ge­ris­sen. Ich ent­deckte Trä­nen. Und hin­ter dem unglei­chen Pär­chen sche­men­haft eine wei­tere Gestalt. Eine Frau. Bon­nie und Clyde, umso bes­ser.

Ich hob meine Hände und blieb ste­hen. „Alles gut. Irgend­wie kom­men wir aus die­ser Num­mer raus.“

„Mir scheiß­egal, was du dir denkst, Bulle.“ Der Jun­kie fletschte die Zähne. „Bist du allein?“

„Die Kol­le­gin sitzt drau­ßen im Wagen“, log ich.

„Scheiße, scheiße, scheiße“, plärrte die Kom­pli­zin des Jun­kies im Hin­ter­grund.

„Halts Maul“, befahl Clyde sei­ner Freun­din. „Wir zie­hen hier nicht ohne Beute ab. Und die Lady neh­men wir mit. Als Pfand für die Bul­len.“

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Buchcover von Arne Dessauls Bochum-Krimi „Sein letzter Witz“